Das Mauerwerk von innen abdichten - wie funktioniert das?

Das Wichtigste in Kürze
  • Bei kapillar aufsteigender Feuchtigkeit: Die Horizontalsperre
  • Perfekt für denkmalgeschützte Bauwerke: Die Elektro-Osmose
  • Bei von der Seite kommender Feuchtigkeit: Die Vertikalsperre
  • Kommt die Feuchtigkeit vom Boden: Bodenplatte abdichten
  • Aus dem feuchtesten Keller einen bewohnbaren Raum machen: Mit der kombinierten Methode
Aufgraben und Außenabdichtung anbringen? Oder doch besser Mauerwerk von innen abdichten? Bei feuchten Kellerwänden mit Erdberührung geht beides. Aber wie funktioniert das Abdichten von Mauerwerk von innen? Ein Überblick.

Drei gängige Methoden zur Abdichtung von Innen

Es gibt drei gängige Verfahren, um feuchtes Mauerwerk von innen abzudichten:
  • Horizontalsperre
  • Vertikalsperre
  • Abdichtung der Bodenplatte

Die Horizontalsperre

Saugt sich das Mauerwerk von unten nach oben mit Wasser voll, bildet die Horizontalsperre eine verlässliche Barriere, die die Feuchtigkeit am Aufsteigen hindert. Ob es sich tatsächlich um kapillar aufsteigende Feuchtigkeit handelt, kann nur der Fachmann feststellen. Diese Verfahren zählen zu den Horizontalsperren:
  1. Injektionsverfahren
  2. Bohrkernverfahren
  3. Mauersägeverfahren
  4. Ramm-Riffelblechverfahren
  5. Mauertauschverfahren
  6. Elektrophysikalische Verfahren
Das Injektionsverfahren zählt zu den günstigsten Methoden der Abdichtung von innen. Bei diesem Verfahren verschließt man die Poren im Mauerwerk mit kapillarverengendem Injektionsharz (z.B.: Zweikomponenten-Harz) oder Acrylatgel. Dazu legt man ein Bohrlochraster an, das sich nach der Art des injizierten Werkstoffs und des Verfahrens ausrichtet. Nach erfolgter Injektion bildet das Harz oder Gel im Mauerwerk eine wasserundurchlässige Barriere, die das Aufsteigen von Feuchtigkeit im Mauerwerk verhindert. Das Bohrkernverfahren findet dann Anwendung, wenn es sich um die Abdichtung sehr breiter Mauern handelt. Die Abdichtung erreicht man mit Mörtel, der in zuvor mit Druckluft gereinigte Bohrlöcher eingebracht wird. Das Bohrkernverfahren gehört gemeinsam mit der Elektro-Osmose zu den teuersten Verfahren zur Abdichtung von Mauerwerk. Neben dem Bohrkernverfahren eine ebenso beliebte Methode bei dickem Gemäuer: Das Mauersägeverfahren. Hier versieht man das Mauerwerk mit winzig kleinen Schlitzen, die man mit Blechen oder Folien „spickt“. Bei vorhandener Lagerfuge ist das kostengünstige Ramm-Riffelblechverfahren die Methode der Wahl. Dieses Verfahren bringt zur Bildung einer Horizontalsperre Chromnickelstahlbleche in die Lagerfuge ein. Wenn das Mauerwerk von der Feuchtigkeit schon zersetzt wurde, und daher keine der hier aufgezählten Methoden zur Abdichtung möglich ist, kommt das Mauertauschverfahren infrage. Bei diesem Verfahren füllt man neuen Beton in Kernbohrungen, und tauscht auf diese Weise das Mauerwerk teilweise aus. Schonend, praktisch und einfach, aber nicht gerade billig ist das elektrophysikalische Verfahren der aktiven Elektro-Osmose. Dabei handelt es sich um eine Umkehrung des kapillaren Prozesses, bei dem die Feuchtigkeit von unten nach oben aufsteigt. Durch das Wirkprinzip der Osmose fließt die Feuchtigkeit von den Kapillaren im Mauerwerk zurück ins Erdreich. Dazu fräst man einen Kanal in das Mauerwerk und bringt anschließend eine positive Anode ein. Danach erfolgt eine Bohrung, um die negative Kathode unter dem Erdreich einbringen zu können. Es erfolgen keinerlei statische Eingriffe. Die Elektro-Osmose eignet sich auch für die Abdichtung von denkmalgeschütztem Mauerwerk.
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Die Vertikalsperre

Saugt sich das Mauerwerk von der Seite mit Feuchtigkeit voll, muss eine Vertikalsperre vorgenommen werden. Vertikalsperren führt man mit dem Injektionsverfahren aus, bei dem, so wie auch bei der Horizontalsperre, ein Bohrlochraster angelegt und Gel oder spezielles Harz eingebracht wird.

Die Abdichtung der Bodenplatte

Saugt sich das Mauerwerk von unten mit Grundwasser voll, nimmt man die Abdichtung der Bodenplatte vor. Mit diesen Verfahren wird die Bodenplatte abgedichtet:
  1. Schleierinjektion
  2. Dichtungsschlämme
  3. Schweißbahnen
Bei der Schleierinjektion platziert man einen wasserdichten Gelschleier oder ein wasserundurchlässiges Acrylat unterhalb des Fundaments. Nach Aushärten des Gels bildet dieses eine wasserundurchlässige Schicht, die die Bodenplatte von unten gegen Feuchtigkeit schützt. Die Dichtungsschlämme aus Zement, mineralischen Zusätzen und Kunststoff trägt man auf die Bodenplatte auf. Nach dem Aushärten bietet sie einen Schutz vor aufsteigender Feuchtigkeit. Dichtungsschlämme sperrt Feuchtigkeit aus, lässt aber Wasserdampf durch. Bei der Abdichtung der Bodenplatte mittels Schweißbahnen kommt unter anderem eine mit Kunststoff modifizierte Bitumenbeschichtung oder Elastomer zum Einsatz. Hier achtet man vor allen Dingen auf die Übergänge der Ränder der Bodenplatte zum Mauerwerk, da sich besonders hier gerne Feuchtigkeitsbrücken bilden können, welche erst recht zu einer feuchten Bodenplatte führen.

Die kombinierte Methode: Horizontal- und Vertikalsperre inklusive Sanierputz

Viele Fachmänner schwören auf die kombinierte Methode zur Abdichtung des Kellers. Die besonders aufwändige und penible Methode macht alte und feuchte Kellerräume bewohnbar. Bei dieser Methode handelt es sich um eine Kombination aus Horizontalababdichtung, Vertikalabdichtung und Sanierputz. Zu diesem Zweck trägt man den vorhandenen Altputz ab schneidet darauffolgend eine Sperrnut zwischen Mauerwerk und Bodenplatte. Die Nut schlämmt man mit Dichtschlämme und füllt man darauf folgend mit Dichtputz. So stellt man einen Übergang von Bodenplatte zu Mauerwerk her. Im nächsten Schritt bringt man einen, dem Dichtputz vorausgehenden, Spritzbewurf auf. Dann folgt der wasserabweisende Dichtputz, über den wiederum eine spezielle Dichtschlämme mit mineralischen Zusätzen gelegt wird. Dadurch verschließen sich auch die allerkleinsten Poren fest und sicher.

Mauerwerkabdichtung selbst vornehmen

Hartgesottene und geübte Heimwerker, die sich zutrauen, die Abdichtung des Mauerwerks selbst zu übernehmen, können dies auch tun. Nur sollten sie sich zumindest im Vorhinein vom Fachmann beraten lassen, und seine Meinung einholen. Besonders wichtig ist es, genau abzuklären, von wo aus sich die Feuchtigkeit im Mauerwerk ausbreitet. Handelt es sich um aufsteigende Feuchtigkeit, wendet man ein anderes Verfahren an als bei seitlich oder von unten einströmender Feuchtigkeit. Eine für den versierten Heimwerker geeignete Methode ist das Injektionsverfahren, welches sowohl zum Zweck der Horizontal- als auch der Vertikalsperre ausgeführt werden kann. Dichtet man Mauerwerk von innen ab, kommt es vor allem auf die Wahl des geeigneten Verfahrens sowie auf eine fachgerechte Ausführung und den Einsatz geeigneter Materialien an. Als Heimwerker sollte man sich nicht alleine ans Werk machen. Besser vom Fachmann ausführen lassen, als viel Geld für Nichts zu verblasen. Denn bei falscher Ausführung bringt das Abdichten des Mauerwerks rein gar nichts. Die Feuchtigkeit kann sich weiterhin barrierefrei im Mauerwerk ausbreiten. Besonders sorgfältig geht man mit der kombinierten Methode vor. Dabei spielt es dann auch keine Rolle mehr, von wo die Feuchtigkeit genau aufsteigt – man riegelt einfach alle Eventualitäten wasserdicht ab. Auf diese Weise wird auch aus dem feuchtesten Keller ein bewohnbarer Raum. Was natürlich wiederum zu einem verringerten Energieverbrauch und einer maßgeblichen Erhöhung des Wohnwertes beiträgt.

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